Reptilien

   Immer schon hatte ich einen sehr großen Respekt vor Schlangen und mitunter spürte ich auch Angst vor diesen Geschöpfen. Nun studiere ich seit mehr als 30 Jahren Klassische Homöopathie und staune immer wieder aufs Neue, was es noch alles zu lernen gibt. Mein einstiges begrenztes Weltbild, hat sich in eine Art Unendlichkeit geöffnet …

   In dieser Ausarbeitung möchte ich mich mit der faszinierenden Welt der Reptilien und ihrer Bedeutung und Stellenwert als Arzneimittel in der Homöopathie auseinandersetzen. Entsprechend ihrer zoologischen Klassifikation und zugeordnet im Hinblick auf ihre Anatomie, Fortpflanzung und sonstigen Verhaltensweisen möchte ich einige Kaltblüter näher betrachten und entsprechend ihrem Arzneimittelbild vorstellen.

   Daran schließt sich der eigentliche homöopathische Teil an, sprich die Materia Medica zu dem aus dem jeweiligen Reptil gewonnenen homöopathischen Arzneimittel.

   Es wird sich zeigen, dass den Reptilien bestimmte übergeordnete Themen zu eigen sind, jedes Mittel aber wiederum charakteristische Besonderheiten aufweist.

   Im Anschluss jeder Ausarbeitung (PDF), werde ich wie auch bei allen anderen Darstellungen verschiedenartiger Spezies, einige Fallbeispiele von bekannten homöopathischen Meistern und auch aus eigener Praxis dokumentieren. Der interessierte Leser kann so ein feineres Gespür für die sehr spezielle Welt der Reptilien Arzneien und ihren Einsatz am Erkrankten Menschen entwickeln.

   Jedem, der ein Faible für Reptilien hat und offen für neue homöopathische Methoden und einzigartige seltene Arzneimittelbilder hat, dem wünsche ich viel Spaß und eine gute Reise in das Wesen der Reptilien.

   Die Reptilien (Reptilia) sind nach traditioneller Auffassung eine Klasse der Wirbeltiere am Übergang von den „niederen“ (Anamnia) zu den „höheren“ Wirbeltieren, Säugetieren und Vögeln.

   Die seit 1864 neu eingeführte Klassifikation umfasst alle rezenten Reptilien einschließlich der Vögel sowie alle ausgestorbenen Formen, die näher mit den heutigen Reptilien und Vögeln verwandt sind als mit den Säugetieren. Tatsächlich sind alle gegenwärtigen Reptilien näher mit den Vögeln verwandt als mit den Säugetieren, d. h. alle Reptilien der Entwicklungslinie, die zu den Säugetieren führen, sind heute ausgestorben.

   Ende der 1980er Jahre wird aufgrund einer neu klassifizierten Klade1, die Reptilia teils synonym für die Klade Sauropsida verwendet. Die Reptilien oder Kriechtiere (Taxon: Reptilia, lat. reptilis, »kriechend«) sind daher eine unterschiedlich definierte Gruppe von Tetrapoden2.

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1Klade: von altgriechisch kládos - »Zweig«. In der Biologie bezeichnet eine Klade die geschlossene Abstammungsgemeinschaft, die aufgrund einer systematischen Einheit den letzten gemeinsamen Vorfahren und alle seine Nachfahren enthält. Damit werden in der Regel Beziehungen zwischen verschiedenen Arten beschrieben. Der Begriff kann auch auf Individuen angewendet werden.

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2Tetrapoden:Altgriechisch tetra, »vier« und pod »Fuß« - »Landwirbeltiere«. Die Tetrapoden fasst man in der biologischen Systematik als Wirbeltiere zusammen, die vier Extremitäten (Gliedmaßen) haben. Zu diesen Vierfüßern gehören die Amphibien (Amphibia), die Sauropsiden (Sauropsida), inklusive der Reptilien im klassischen Sinne (Reptilia paraphyletisch) und der Vögel (Aves), sowie der Säugetiere (Mammalia) einschließlich des Menschen. Heute zählen etwa 35.000 Tierarten zu den Tetrapoden.


Beispiel: Die Reptilien sind paraphyletisch, da die Vögel klassischerweise nicht zu ihnen gezählt werden, obwohl deren letzte gemeinsame Stammart ein Dinosaurier war und sie somit denselben Stamm haben wie alle anderen Tierarten der Gruppe der Reptilien. Das Taxon der Sauropsida, welches die Klasse der Reptilien und die Klasse der Vögel zusammenfasst, ist hingegen monophyletisch.

Um den Begriff paraphyletisch zu verstehen: Im Lauf der Evolution haben einige Gruppen der Landwirbeltiere auch Gewässer und den Luftraum als Lebensraum erobert. Aufgrund der Anpassung an diese Lebensräume sowie an spezielle Lebensweisen ist die Bezeichnung „Vierfüßer“ nicht immer streng wörtlich zu nehmen. So sind bei den Schlangen alle vier Beine sekundär wieder verloren gegangen. Bei den Vögeln und Fledertieren (und auch bei den ausgestorbenen Flugsauriern) haben sich die Vorderbeine zu jeweils verschieden gebauten Flügeln entwickelt. Während die Amphibien als „primitivste“ Tetrapoden als Larven im Wasser leben und erst als erwachsene Tiere an Land gehen, sind einige Vertreter der „höheren“ Landwirbeltiere (Amnioten) wieder zum Leben im Wasser zurückgekehrt, wie zum Beispiel Robben, Pinguine, oder vollständig als Wale, Seekühe und einige Seeschlangen. Bei den Robben sind die Füße zu Flossen umgestaltet, ebenso die beiden Vorderfüße bei den Walen und Seekühen – die hinteren wurden zurückgebildet.


Reptilien in der Homöopathie

   Der bekannte indische Homöopath Rajan Sankaran zählt zu den Reptilien nicht nur die verschiedenen Schlangenarten wie Giftschlangen und Würgeschlangen. Auch die Amphibien, wie Frösche, Kröten und Schildkröten, verschiedenste Echsenarten, Alligatoren und Krokodile, Land- und Meeresschildkröten werden zu den homöopathischen Reptilien-Arzneien gezählt. Er und sein Team haben nicht nur die bekannten Schlangen, wie die Buschmeister Lachesis, die Kobra Naja tripudians oder die Boa constrictor vorgestellt, es werden völlig neue Arzneien wie das indische Chamäleon, die Karettschildkröte oder der Mississippi-Alligator beschrieben. Es sind insgesamt über 90 Arzneimittel herausgearbeitet worden.

   Sankaran hat der Homöopathie in den letzten Jahrzehnten neue, bahnbrechende Zusammenhänge und Konzepte beschert. Seine Information über die Reptilien an sich – deren Anatomie, Nahrung, Lebensweise und typischem Verhalten, wird in seinem Buch: Reptilien in der Homöopathie, besonders umfassend beschrieben und mit zahlreichen Abbildungen sehr schön illustriert.

   Bei vielen Mitteln gibt es allerdings kaum Prüfungen oder Fälle. So sind diese Informationen oft die wichtigste Quelle an Wissen, welches für die homöopathische Mittelfindung genutzt werden kann.

   Sehr schön offenbart sich in Sankarans neuem Buch, Schritt für Schritt die Seele der Reptilien. Sein Buch öffnet den Rahmen der existierenden Materia Medica. Ich war fasziniert von dem riesigen Spektrum von Reptilien, die in der Homöopathie angewandt werden können.

   Dr. Linda Johnston, homöopathische Ärztin sagt: „Rajan Sankaran hat mit großer Sorgfalt sichergestellt, dass die zoologischen Informationen auf dem neuesten Stand sind. Dies allein ist schon ein großer Dienst. Für die Weiterentwicklung der Homöopathie ist es von großer Bedeutung, dass alle diese Informationen systematisiert werden.


Homöopathische Indikation 

   Reptilien sind Einzelgänger und Kaltblüter: Im Allgemeinen verstecken und tarnen sie sich gern und setzen, wenn man ihnen zu nahe kommt, auf einen plötzlichen Überraschungsangriff.

   Die Reptilien Arzneimittel haben sich in ihrer Anwendung und Behandlung in der Praxis im Besonderen bei Menschen mit Suchtverhalten, Bulimie, Verhaltensstörungen, Blutungen, Schlaganfall, schweren Infekten und Migräne bewährt.


Wesen +  Typ

   Diese Arzneimittel, hergestellt aus Tieren dieser Art zeichnen sich durch heftige Gefühle der Eifersucht und des Misstrauens aus. Sie gelten als berechnend und manipulativ. Als empfindlichste Stelle gilt der Hals. Die meisten Menschen, die eine Arznei aus dieser Tier-Gruppe oder ein Schlangenmittel brauchen, mögen es nicht am Hals berührt zu werden.

   Hellsichtigkeit gehört ebenso zum Arzneimittelbild vieler Reptilien. Häufig besteht ein grundsätzlicher Zwiespalt in der Persönlichkeit eines Menschen, der ein Schlangen-Mittel braucht. So können die Gedanken im Widerspruch zu den Gefühlen stehen oder die Gefühle stehen im Widerspruch zu den Impulsen.

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