Die Chinesische Medizin geht seit ihrem Beginn von dem Fluss der Lebensenergie - Chi aus. Sie wohnt allem Lebendigen inne. Beim Menschen konzentriert sie sich in den Organen und in einem Netzwerk von Kanälen, den Meridianen.
Die traditionelle Medizin Kultur der Chinesen geht davon aus, dass die Gesundheit des Menschen von der Ausgewogenheit der Lebensenergie abhängig ist. Krankheit entsteht, wenn der Energiefluss durch unterschiedliche Faktoren behindert ist und dass die Lebensenergie nicht mehr ungehindert fließen kann. Das kann sowohl durch äußere Umstände wie Hitze oder Kälte geschehen, als auch durch Emotionen, Krankheiten, Verletzungen oder eine ungesunde Lebensweise.
Selbstheilungskräfte aktivieren
Bei jeder Behandlung ist der Energiefluss der Lebensenergie allen anderen Funktionen übergeordnet. Die Aufgabe eines Akupressur Therapeuten ist es, diesen Energiefluss mithilfe spezieller Techniken in Schwung zu bringen und aufrecht zu erhalten. Akupressur wurde lange vor der Akupunktur praktiziert. Mit den Fingern wird Druck auf bestimmte Akupunkturpunkte die auf dem Meridiansystem verlaufen ausgeübt. Mit den Fingerkuppen oder dem Fingernagel wird Druck auf die entsprechende Stelle ausgeübt. Manchmal werden auch spezielle Werkzeuge, wie Stäbchen, aus Holz oder Metall eingesetzt, die nicht nur, durch Druck sondern auch durch klopfen, reiben, kneten oder streichen hilfreich sein können. In der Regel gilt, für eine beruhigende Wirkung sollte fester Druck ausgeübt werden, für eine anregende Wirkung eher sanfter Druck.
Wirkungsweise
Sie charakterisiert sich im Besonderen durch eine rasche, durchgreifende und sehr unmittelbare Wirkung. Es dauert unterschiedlich lang, bis die Wirkung der Akupressur eintritt, eine spürbare Sofort-Wirkung ist auch möglich. Es kann aber auch 15-20 Minuten dauern, daher ist immer ein Aufbau aus mehreren Sitzungen sinnvoll. Die Akupressur kann bis zu dreimal am Tag stattfinden, am besten morgens, mittags und abends.
Behandlungsziele
Ziel der Akupressur ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und ein körperliches oder emotionales Ungleichgewicht auszugleichen. Akupressur wirkt regulierend, sie regt die Selbst-heilungskräfte des Organismus an und dient der Aufrechterhaltung der Gesundheit.
Mit einiger Übung kann Akupressur auch von Laien bzw. vom Betroffenen selbst angewendet werden
Beispielsweise kann die Linderung von Kopfschmerzen durch Druck auf den Dickdarm 4 (Di4) ein Punkt auf dem Dick-darmmeridian gelindert werden. Er liegt auf dem Handrücken in Verlängerung des Zeigefingers, auf der Höhe des Übergangs zum Daumen. In der Chinesischen Medizin wird dieser Akupunkturpunkt »Hegu«, Zusammenschluss des Tals genannt, er ist der Meister-punkt von Kopf und Gesicht und ein Meister des Schmerzes. Es ist der allgemeine Tonisierungspunkt, mit ihm kann man Schmerz-zustände im Meridianverlauf lindern, wie z.B. Arm- und Schulterschmerzen, Halsweh, Zahnschmerzen, Migräne und Kopfschmerzen.
Im geistigen Bereich unterstützt er unsere Fähigkeit Gedanken und Gefühle loszulassen, die uns sehr beschäftigt und vielleicht sogar gemartert haben. Er wirkt geistiger Verstopfung und starren Denkmustern entgegen. »Hegu« entspannt tief und bringt uns ins Hier und Jetzt. Durch seine Behandlung gibt er uns ein Gefühl von Kraft und Vitalität zurück.
Ein weiterer interessanter Punkt, Niere 3 (Ni3) liegt auf der Fußinnenseite zwischen Knöchel und Achillessehne. Durch sanften Druck auf diese Stelle kann er Tinnitus und Schwindel angenehm und entspannend beeinflussen. Er beruhigt bei Schlaflosigkeit und Ängsten. In der Chinesischen Medizin wird dieser Akupunkturpunkt »Taixi«, Allergrößter Bach genannt, ein Quellpunkt der die gesamte Energie im Nierenmeridian ausgleicht. Man behandelt diesen Punkt auch bei ausbleibender und zu schwacher Regelblutung, bei Nierenschmerzen, Reizblase und im Besonderen bei allen Schmerzen im unteren Rücken.
Taixi, holt die Energie aus dem Kopf, er wird angenehm leer. Die Füße werden warm, Bauch und Beckenboden werden weich und entspannt, die Haut wird sensibler. Das Chi, die Lebensenergie im gesamten Nierenmeridian, wird spürbar stärker. Das Becken wird angenehm durchströmt. Der Behandelte beginnt die Dinge offener, im anderen Licht zusehen, Farben werden weicher, alles wirkt interessanter. Manchmal wirkt die Behandlung auf diesen Punkt sexuell erregend oder sie macht auf eine sanfte Art fröhlich und vergnügt.
Einsatzmöglichkeiten
Die Akupressur kann für eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden. Generell wirkt sie sehr gut bei Muskelverspannungen mit verschiedenen Schmerzzuständen im Bewegungsapparat und bei allen Wirbelsäulenbeschwerden, die nicht durch einen akuten Bandscheibenvorfall bedingt sind. Bei Beschwerden im Schulter- und Beckengürtel, vor allem aber bei der Fibromyalgie.
Die Akupressur wird erfolgreich bei Kopfschmerzen, Ohr-problemen, wie zum Beispiel bei Tinnitus oder Entzündungen und erhöhtem Blutdruck eingesetzt. Sie hilft gut bei Menstruations-schmerzen und unregelmäßiger Periode. Außerdem hilft die Akupressur, Menschen mit chronischer Bronchitis und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung wie Asthma bronchiale.
Die Akupressur ist besonders gut Einsetzbar bei Schlafstörungen, Nervosität, Ruhelosigkeit aber auch bei Müdigkeit und allgemeiner Erschöpfung. Ebenso hilft sie gut bei Übelkeit oder Verdauungs-problemen, wie Durchfall oder Verstopfung. Deshalb kann Akupressur auch beim Abnehmen förderlich sein.
Quelle:
Achim Eckert (1994): Das Tao der Medizin / Grundlagen zur Akupunktur und Akupressur; Heidelberg (Haug) S. 102 u. S. 224.