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Feuer

       Das Feuerelement im TAO                  Von der Sehnsucht zur Freude

feuer

Der Sommer Wachstum und Aktivität

Das Feuer ist das Element des Frühsommers mit der am Zenit stehenden Sonne. Die Natur zeigt sich in ihrer vollen Schönheit, alles blüht und ist mit Blumen übersät. Die Kraft der Feuerenergie manifestiert sich jeden Mittag und im Süden. Die Bewegung der Kraft des Feuerelements zeigt sich vertikal aufwärtsgerichtet, entgegen der Kraft der Gravitation. Sie steigt aus den Tiefen der Erde zum Himmel hinauf. Im Lebenszyklus eines Menschen ent-spricht sie der Entwicklungsphase der Adoleszenz unserer Jugend. Es stellt die Entfaltung des im Holz entwickelten Potentials dar - mit Holz wird Feuer gemacht.

schmetterling

Vogesen /Frankreich

Das Feuer Element und die Organe
In unserem Organismus entfaltet sich die Energie des Feuers im Herzen in der Herzhülle dem Perikard, im Dünndarm und in der Schilddrüse, chinesisch Sanjiao oder Dreifacher Erwärmer. In unseren Geweben durchfließt die Kraft des Feuers unser gesamtes Gefäßsystem, das Blut selbst, die Arterien, Venen und die kleinsten Kapillargefäße. In der Körperflüssigkeit zeigt sich die Feuerkraft in unserem Schweiß.

Die zwei Yin-Organe des Feuerzyklus: Das Herz
Unser Herz ist ein kräftiger, kegelförmiger Hohlmuskel mit 2 Vorhöfen und 2 inneren Kammern. Bei einem Erwachsenen hat es in etwa die Größe einer Faust und wiegt durchschnittlich 250-300 Gramm. Das Herz liegt im Brustkorb hinter dem Brustbein mit der Spitze zur linken Seite geneigt. Es ruht mit seinem unteren Teil auf dem Zwerchfell. Das Zwerchfell ist der größte Muskel, in unserem Körper und trennt Brust- und Bauchraum voneinander. An beiden Seiten ist unser Herz von Lungengewebe eingerahmt. Jede tiefe Atembewegung des Zwerchfells führt das Herz auf und ab, und es kommt so zu einer Art Massage, die den Blutstrom zum Herzen und unseren Bauchorganen fördert.

Zwerchfell

Zwerchfell (Diafragma)

Als eine Art Motorpumpe des Blutkreislaufs besitzt es enorme Leistungsfähigkeit. Diese „Feuerkraft“, transportiert täglich etwa 8.000 Liter Blut durch unsere Blutgefäße. Bei großen Anstrengungen, wie beim Sport zum Beispiel kann es seine Leistung bis zum Fünffachen und mehr steigern. Das menschliche Herz schlägt in etwa 100.000-mal pro Tag.

Das Herz wurde im alten China als das Zentrum des Bewusstseins, des Fühlens und Denkens betrachtet. Die chinesische Organhierarchie kann mit der Hierarchie am damaligen Kaiserlichen Hofe verglichen werden, wo das Herz als der Kaiser oder Feuerprinz angesehen wurde. Im TAO stellt es das Oberhaupt der Organe dar.

Das Perikard (Herzbeutel)

Das zweite Yin Organ des Feuers ist die Herzhülle oder der Herzbeutel, das Perikard, griechisch  peri: »um, herum, umher« und kardia: »Dass Herz betreffend«. Der Herzbeutel ist eine Gewebe-hülle, in der sich das Herz bewegt. Es besteht aus zwei Schichten, dem Epikard, das direkt dem Herzen aufliegt und einer äußeren Schicht, dem eigentlichen Perikard. Zwischen den beiden Schichten befindet sich seröse Flüssigkeit, die dem Herzmuskel ein reibungsloses Bewegen und Ausdehnen ermöglicht.

Damit eine innere Verbundenheit in unserem Leben, den geistigen Zündfunken stets entfacht, gibt es verschiedene Bereiche die das Herz vor Übergriffen schützt: Der Herzbeutel als eigene ener-getische Instanz trägt Freude und Lust nach außen, schließt aber auch die Schranken zum Herz gegenüber Menschen mit unlauterer Motivation. Die Herzhülle wird in der chinesischen Medizin als der Minister oder Kanzler, der Burgvogt des Herzens bezeichnet. Das Perikard ist eine Art Leibwächter, er ist der Beschützer des Herzens, er wird auch als das Schloss des Herzens bezeichnet. Die Herzhülle besitzt die Kraft zu geben und Beschwerden, Klagen, Kritik und Liebe von anderen annehmen zu können. Entwickeln sich diese Eigenschaften in einem Menschen, ist er imstande sich etwas zu Herzen zu nehmen, er lässt sein Herz sprechen. Eines seiner Grundgefühle ist die Herzlichkeit.

Die zwei Yang Organe des Feuerzyklus: Der Dünndarm

Das dem Herzen zugeordnete Yang Organ ist der Dünndarm. Mit einer Länge von 3,5 – 5 Metern ist er der längste Teil des Verdau-ungstrakts. Er reicht vom Magenausgang bis zur Ileozäkalklappe am Übergang zum Dickdarm und teilt sich in 3 Abschnitte auf: Den Zwölffingerdarm (Duodenum), den Leerdarm (Jejunum) und den Krummdarm (Ileum). Er füllt mit dem Duodenum fast den oberen Bauchraum unterhalb des Magens aus. Das Jejunum schließt sich links oben an und das Ileum rechts unten mit ihren zahlreichen Schlingen bezeichnet man sie zusammen als Konvolut. Der Dünndarm hat die große Aufgabe der Nährstoffaufnahme (Kohlehydrate, Fette und Proteine) und der Wasserresorption.

Dünndarm

Dünndarm Anatomie

Da Körper und Geist in ständigem Kontakt zueinanderstehen, sorgt der Dünndarm auf der körperlichen Ebene dafür, dass Nahrungs-bestandteile in unser Blut aufgenommen (assimiliert) werden können. Stellvertretend wirkt die Kraft und Energie des Dünndarms in uns Menschen im geistigen Bereich für die Assimilation von Phantasien und Ideen und deren anschließende »Verdauung«. Ein Energiemangel im Dünndarm zeigt sich auf geistiger Ebene entsprechend bei Menschen, die Schwierigkeiten haben eigene Entscheidungen zu treffen. Es ist bei so viel Information mitunter auch schwierig sich eine eigene Meinung bilden zu können. Noch schwieriger wird es, wenn wir »unverdaut«, Glaubenssätze, Wissen oder Überzeugungen aus unserem Umfeld, »unreflektiert von anderen Menschen«, übernehmen. Allerdings ist es auch nicht immer leicht sich mit den Höhen und Tiefen die das Leben nun mal mitbringt, auseinander zu setzen. Wie maßgeblich eine persönliche Weltanschauung sein kann, zeigt sich an einem Menschen mit guter Verdauung und seinem Vertrauen in das Leben. 

weltschau

Für die Unterscheidung und Trennung von Reinem und Unreinem - auf allen Ebenen - arbeitet der Dünndarm daher in uns, und ist somit eine Art Untergebener des Herzens. Er garantiert die Klarheit sowohl der aufgenommenen Substanzen, als auch die Filterung aller Einwirkungen, bevor sie unsere tieferen Schichten erreichen. Erst dadurch ist unser Herzkaiser ungestört und erfüllt von »Shen Ming«, unserer »bewussten und strahlenden geistigen Natur«. Die Erscheinung eines Menschen, der zum sorgfältigen »assimilieren« im Stande ist, zeichnet sich durch ein feines, stilles Lächeln in den Augen und um die Lippen aus.

Der Dreifacher Erwärmer

Das zweite Yang Organ des Feuers, das der Herzhülle zugeordnet ist, der Sanjiao oder Dreifache Erwärmer, ist mehr ein Funktions-zusammenhang als eine organische Realität. Die chinesische Lehre spricht von »drei brennenden Höhlen« im Organismus: die Brusthöhle, dem Wohnort von Atmung- und Kreislauffunktion, die Bauchhöhle als Wohnort der Verdauungsfunktion und der Beckenraum, als Wohnstätte der Ausscheidungs- und Fortpflanz-ungsfunktion. Der Dreifache Erwärmer hat zum einen die Aufgabe der Koordination dieser Funktionsräume untereinander, z.B. die Abstimmung der Atemtiefe und der Atemfrequenz auf den Verdauungsprozess oder die Sexualität und zum anderen die Regelung der Körpertemperatur und des Gleichgewichts der Homöostase.

Dreifachen Erwärmer

Sanjiao: Dreifacher Erwärmer

Es wird angenommen, dass der chinesische Begriff des Sanjiao oder Dreifachen Erwärmer verschiedene Zentren zur Regelungen der Körpertemperatur im Gehirn, vor allem im Hypothalamus und den entsprechenden Rückkopplungsfunktionen, gemeinsam mit der Schilddrüse zugeordnet wird. Der Dreifache Erwärmer ist der komplexeste und daher auch der am leichtesten aus dem Gleich-gewicht zu bringende Funktionszusammenhang des gesamten Organismus.

Klimazone am Mayon Vulkan -Philippinen

Klimazone am Mayon Vulkan in der Provinz Albay  auf den Philippinen
Photo: Archie Binamira

In den klassisch chinesischen Texten wird er als der Außenminister des Feuers, als der Schützer von Yin und Yang Organen beschrieben. Er ist so zu sagen der Energie Minister, der die Herstellung des Chi - der Lebensenergie überwacht - und deren Verteilung im Körper gewährleistet.

Feuer Element und Emotionen
In unseren Sinnesorganen drückt sich die Feuerkraft über unsere Zunge und das Sprechen aus. Im emotional-seelischen Bereich bringt das Feuer die Freude, das Lachen und den Tanz in uns hervor. Erotik und Liebe entwickeln sich im Feuerelement zur vollsten Blüte. Der Herzensoffene Mensch ist lebhaft und klar, er geht unbeschwert und heiter durchs Leben. Mit seiner Lebensfreude, dem Feuer seines Herzens wärmt, erhellt und inspiriert er seine Umgebung. Die Farben zu diesem Zyklus sind Scharlach und Rot.

Feuer Element und Mental Energie
Das Herz als Oberhaupt der Organe in unserem Organismus, wird von »Shen« regiert, der Geist des Feuers. Das chinesische Schriftzeichen Shen kann mit »Geist«, »göttlich« und »wirksam« übersetzt werden. Der »Shen« hat zwei Wohnsitze. Der untere Wohnsitz ist das Herz, von dem aus für eine Ausgewogenheit der Gefühle und für eine klare ehrliche Redeweise gesorgt wird. Sein oberer Amtssitz ist das »dritte Auge« oder »Stirn Chakra«. Hier herrscht der Elementargeist der »Bewusstheit«. Geist und Herz stehen für »logisches Denken«, unser »Intellekt« (Werkzeug des Geistes) ist hier beheimatet. Durch klares Denken entwickelt sich eine »offene Sprache. Sind Eigenschaften wie »Bewusstheit in der Lebensführung«, »Begeisterungsfähigkeit« und »Verantwortungs-bewusstsein« gleichermaßen in einem Menschen anzutreffen, ist sein »Shen« kraftvoll und gesund, er besitzt Geist und Esprit. Man erkennt diesen Menschen am Glanz - einem Licht in seinen Augen.

Diese Ausrichtung kommt auch in einigen Akupunkturnamen des Herzmeridians zum Ausdruck: Shenmen (Herz 7) bedeutet »Tor des Geistes« oder »Tor des Bewusstseins«, Tongli (Herz 5) bedeutet »Verbindung nach innen«.

Herz Shenmen

Herz Meridian

Von der Sehnsucht zur Freude
Auf das Element Holz folgt das Element Feuer, dem die Jahreszeit Sommer und der Lebensabschnitt der Jugend zugeordnet wird. Der Sommer ist die Zeit der maximalsten Sonneneinstrahlung, das Leben pulsiert alles wächst, blüht und gedeiht. Dynamik und Energie steigen vertikal nach oben, Materie kann zum Geist hinauf fließen, aus Sehnsüchten heraus können wir wieder Freude erleben. In dieser Zeit richten wir uns mehr nach außen als nach innen, wir sind gerne aktiv und verlieben uns leichter. Eine „Liebe“, die ihre Tiefen nicht kennt, die sich mit anfänglicher Leidenschaft wie in einem Rausch entfaltet hat und zur Begierde wurde, kann bei Abwehr oder Zurückweisung des Gegenübers, in Hass umschlagen.

Im Feuer-Element geht es um die Öffnung des Menschen nach außen, um die Zuwendung vom Ich zum Anderen. Es dreht sich hier nicht nur um Liebe, Lust und Leidenschaft, auch die Sprache, Musik und die soziale Etikette spielen eine große Rolle. Die tatsächliche Aktivität des Lebendigen erscheint uns im Feuer im allerhöchsten Glanz. Die geistige Präsenz eines Menschen erhält nur über das Feuer seine vollständige Nahrung und Pflege. Dem Herzen obliegt es daher die Harmonie aller Organe, auch der Nieren Energie, unserem Element Wasser,  zu sichern.

Einen Menschen mit offenem Herzen, erkennen wir an seinem Strahlen und einem Lächeln um die Augen. Seine Aussprache ist offen und klar, er besitzt Geistesgegenwart, Lebensfreude und eine heitere Gelassenheit. Freude und Leidenschaft können hier ebenso blühen und gedeihen wie geistige Eingebung und richtungs-weisende Klarheit.

portugal

Jonathan - Portugal

Dieser Mensch gibt alle vornehme Zurückhaltung auf, ist direkt und extrovertiert, er besitzt Inspiration und lässt sich inspirieren, er zeigt Gegenwartsbewusstsein. Seine Energie schwingt auf dem Höhe-punkt äußerer Aktivität, ohne den Blick nach unten zum Wasser, unserer Nieren Energie, jemals zu verlieren. Mit seinem kraftvollen Herz-Feuer ist er präsent, er überwindet Grenzen und schafft Gemeinschaften.

Die Farben Chinas - Rot Vom Neujahrsfest und dem Feuer des Südens

endband

Quellen:

Dianne M. Connelly (1988): Traditionelle Akupunktur: Das Gesetzt der Fünf-Elemente (Bruno Endrich Heidelberg); 192 S, 

Udo Lorenzen u. Andreas Noll (1994): Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin – Band 2 - Wandlungsphase Feuer (Müller & Steinicke); 307 S. 

Achim Eckert (1994): Das heilende Tao - Die Lehre der fünf Elemente (Bauer Hermann) 135 S.

Achim Eckert (1996): Das Tao der Medizin - Grundlagen zur Akupunktur und Akupressur (Heidelberg Haug) 350 S.

Mantak Chia (1990): TAO Yoga der heilenden Massage, Chi Nei Tsang - Energiemassage der inneren Organe (Ansata); 450 S. 

Archie Binamira: Bild (Pexels Foto & Video) Mayon Volcano - Philippinen (archiechiecharon www.facebook.com/archiebinamira)

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