Zu allen Zeiten wurden verschiedene Arten und Strategien des Kampfes erprobt, die in kriegerischen Auseinandersetzungen als ein Ausdruck unterschiedlicher Kulturen dienten. Die Kämpfe zwischen Stämmen, Völkern und verschiedenen Kulturen haben ausnahmslos zu einem Schauspiel unmenschlicher und grausamer Verwüstungen geführt. Sie gibt es so lange, wie Menschen auf der Erde leben. Menschen die es nicht anders verstanden als ihre Probleme durch Gewalt zu lösen, standen Menschen gegenüber, die durch Selbstverteidigungsmethoden ihren Selbsterhaltungs-trieb und den Willen, kriegerische Auseinandersetzungen oder Übergriffe zu bestehen und dabei zu überleben.
Dies führte bei fast allen Kulturen der Erde zur Entwicklung individueller Kampfkünste, welche in erster Linie zur Verteidigung des eigenen Leben genutzt wurden. Viele der alten Kampfkünste gerieten im Laufe der Zeit in Vergessenheit, andere hingegen wurden über Jahrhunderte weiterbetrieben und weiterentwickelt, dazu gehört sicherlich der Ringkampf und der vielfältige asiatische Budo Sport mit seinen Kampfkünsten des Judo, Aikido, Jiu Jitsu, Karate etc.
Die meisten „Experten“, würden behaupten, Asien sei die Wiege der Kampfkünste!? Ist es mit der Kampfkunst nicht wie mit vielen anderen Künsten auch, man kann selten ihren wahren Ursprung ausmachen?! Die Künste waren und sind auf allen Kontinenten unseres faszinierenden Planeten vertreten.
Verschiedene Fachleute streiten immer wieder darüber wo die wahre Kunst des Kampfes entstanden sei, in China, Japan Korea, Europa oder Afrika. Fakt ist doch das die Menschen schon immer gewandert sind und sich untereinander austauschten, voneinander lernten und sich leider eben auch bekämpften.
Ursprung der Kampfkünste
Wegweisend, ist es sicherlich nicht nur für Fortgeschrittene und Meister, sich gut zu informieren, anstatt sich ausschließlich nach den Bildern der Medien zu orientieren. Eine Wiege der Kampfkunst liegt vermutlich in China. Die ältesten Hinweise auf standardisierte Kampftechniken für den Krieg stammen aus dem Jahr 2698 vor Christus.
Es ist weniger bekannt, dass Kampfkulturen und Kampfkünste auch aus nichtasiatischen Ländern nachgewiesen wurden. Nach Ansicht vieler Fachleute und im Gegensatz zur allgemeinen Meinung befand sich der Ursprung aller Kampfsportarten in Afrika, im alten Ägypten. Die archaischen Frühformen des Zweikampfes, wie der Ringkampf, das Stockfechten und das Boxen haben wohl in den unterschiedlichsten Hochkulturen der Welt bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. stattgefunden.
Die uralten Kampfkünste Afrikas
Archäologen fanden Belege dafür, dass es schon vor über 6000 Jahren organisierte Zweikämpfe in den Gebieten des alten Ägyptens gegeben haben soll. Die Kämpfer benutzten Techniken, die dem modernen Ringen und Boxen ähnelten. Man glaubt, dass die Kampfkünste von Ägypten und den Vorderen Orient über den Mittelmeerraum nach Kreta und über Griechenland, den Einzug in die westliche Welt fanden.
Ausgrabung in einem von 39 Felsengräbern in der Gegend um Beni Hassan
südlich von Minya - Mittelägypten. Diese Totenstätten beherbergen
Material aus fast allen altägyptischen Epochen.
Bei Ausgrabungen in Ägypten, entdeckte man in Grabkammern, in ca. 3500 Jahre alten Gräbern, eine Vielzahl von Reliefs, Friesen und Wandmalereien mit sportlichen Aktivitäten und Kampfkunst-darstellungen. Sie gelten als die ältesten und vielseitigsten Abbildungen des Kampfsportes. Aus heutiger Betrachtung und mit der Erfahrung verschiedener Kampfsportarten kann man auf diesen Malereien, deutliche Parallelen mit asiatischen Kampf-sportarten entdecken.
Auch im Nubagebirge im heutigen Süd-Sudan praktizieren die Masakin-Qisar Stämme auch heute noch Ringkämpfe. Um die alten nordafrikanischen Kampfkünste wieder zu neuem Leben zu erwecken, entwickelte sich eine neue Kampfsportart - »Tazouri n Tammazla« - »Die Kunst des Kampfes«. Sie stammt von den wohl ältesten Techniken ab, die vor rund 2500 v. Chr. von den Masiren (Berbern) und Ägyptern praktiziert wurde.
Kampfkunst im Orient
Das Stockfechten entstand bereits 1500 v. Chr. in Ägypten, welches die Tuareg noch heute unter dem Namen »Nebbut« betreiben. Diese sehr aktive Fechtkunst, ist im übrigen Nordafrika und auch im arabischen Raum verbreitet, sie legt besonderen Wert, auf das sichere Parieren. Auch die Wüsten Samurai, die Tuareg führen bis heute rituelle Schwertkämpfe aus.
Ungefähr 1000 Jahre später entstand in Asien und auf dem fernen Inselstaat Japan das Bambusstockfechten. Quellen zur Folge, schlug man sich auch bereits im alten China zu dieser Zeit im Kampf mit der Balkenwaffe. Forscher glauben, dass die Kampfkünste durch den Handel des Alten Ägyptens mit Asien den Weg dorthin fanden, inwieweit sie die Entwicklung dort beeinflusste, kann nicht nachgewiesen werden.
Textstellen in der Bibel weisen darauf hin, dass die Israeliten seit ca. 1500 v. Chr. nach dem Auszug aus Ägyptern verschiedene Verteidigungsstrategien betrieben. Um sich später vor Anti-semitischen Übergriffen zu schützen, entwickelte Imrich Lichtenfeld in den 30er Jahren den Kontaktkampf »Krav Maga«, der bei der Armee und Polizei gelehrt wird.
Sehr wohl ist anzunehmen, dass die Kampfkunst von Ägypten und den Vorderen Orient über den Mittelmeerraum nach Kreta und über Griechenland, den Einzug in die westliche Welt fand. Besonders das klassische griechische Ringen, der Faustkampf und das spätere Boxen, wurden hierdurch bis in die heutige Zeit überliefert.
Kampfkünste der Antike
Ringen, Faustkampf und die Pankration waren die Kampfsport-arten im antiken Griechenland, sie reichen zurück bis in die griechische Mythologie. Sie sind einige von mehreren anderen Sportarten bei den Olympischen Spielen der Antike. Das Boxen, der Faustkampf, war eine Disziplin, die wohl am häufigsten tödlich endete. Aber was Wildheit und schmutzige Tricks anbelangte wurden sie von der Pankration noch übertroffen.
Ringen
Der einzige einigermaßen zivilisierte Kampfsport nach heutigen Maßstäben, war das Ringen. Er galt als Krönung des antiken Fünfkampfes. Als selbständige olympische Sportart ähnelte sie dem heutigen Freien Ringkampf, allerdings mit sehr viel mehr Freiheiten. Allgemein gesagt war hier alles möglich und viele Dinge die heute verboten sind, wie Würgegriffe, Knochenbrechen und gelegentliches Beinstellen, galten sie auch als eine gute Technik. Die Gegner durften sogar einander an den Haaren ziehen, die Finger brechen, an der Nase und den Ohren drehen.
Es gab verschiedene Formen, im Stehen und auf dem Boden. Im Stehen bewegten sich die Kämpfer auf den Füßen um einander herum. Drei Würfe bedeuteten die Niederlage. Wie beim Boxen und Pankration, dauerten ach hier die Wettkämpfe so lange, bis einer aufgab.
National Archaeological Museum of Athen
Pankration
Bei der Pankration handelt es sich ebenfalls um eine Kampf-sportart, die ihren Ursprung bereits im antiken Griechenland hat. Pan griechisch übersetzt bedeutet »alles« und kratos steht für »Kraft«, »mit aller Kraft«. Pankration ist ein »Allkampf- oder Gesamtkampf-System, welches dem heutigen „Mixed Martial Arts“ sehr stark ähnelt.
Pankration wurde 648 v. Chr. bei den alten Olympischen Spielen eingeführt. Es war eine Mischung aus Ringen und Faustkampf und es war praktisch alles erlaubt, was oft zu schweren Verletzungen oder sogar zum Tode eines Ringers führte. Wie beim Ringen und Boxen dauerten die Wettkämpfe so lange bis einer aufgab.
Es war die brutalste aller Disziplinen Einige behaupteten, es war mangelhaftes Boxen, gemischt mit mangelhaften Ringen. Man durfte, schlagen, treten würgen und Knochen brechen. Nichts war verboten. Es gab nur 2 Regeln, kein beißen und kein eindrücken der Augen, doch selbst das wurde nicht immer eingehalten. Die Kämpfe waren grausam und wurden oft auf Leben und Tod ausgetragen.
Bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. sahen sich die Schiedsrichter gezwungen, eine Regel gegen das Fingerbrechen einzuführen. Sie wurde weitgehend ignoriert. Im 5. Jahrhundert v. Chr. gewann Leonthiskus von Sizilien 2 Ringwettkämpfe hintereinander, indem er die Finger all seiner Gegner brach. Ringer und andere Kämpfer waren nicht die einzigen die während der Antiken olympischen Spiele Leben und Gesundheit riskierten.
Es wurde nackt gekämpft und Schläge auf die Genitalien waren verpönt, aber auch diese Regel wurde oft gebrochen. Technik war nebensächlich in dieser Antiken Version einer Hinterhofschlägerei, dennoch wurde diese Disziplin nach kurzer Zeit der Publikums Favorit. Pankration - was für Ungehemmte Gewalt in den Antiken Spielen steht - war die beliebteste aller Veranstaltungen. Das erzählt uns viel über die Lebenseinstellung dieser Epoche!
Die Sieger der Olympischen Spiele wurden als Helden gefeiert, in ihrem Geburtsort wurde für sie eine Statue errichtet. Der wohl berühmteste Athlet der Antike und der erfolgreichste Ringer bei den Griechen, war der sechsfache olympische Sieger Milon. Er stammte aus der Stadt Kroton (heute Crotone in Kalabrien, Süditalien), wo sich der berühmte Philosoph und Mathematiker Pythagoras um 530 v. Chr. niederließ. Pythagoras war ebenfalls ein ausgezeichneter Ringer. Milon war ein Zeitgenosse und Anhänger des Philosophen Pythagoras von Samos.
Im alten Rom
Später bei den Römern verlor der Ringkampf immer mehr an sportlichem Wert, sie hielten eine direkte kriegerische Ausbildung für sinnvoller, da sie ja ein stetig größer werdendes Reich zu verteidigen hatten. Die Weiterentwicklung des Ringkampfes, wurde nicht mehr im Programm der körperlichen Ertüchtigung aufge-nommen, dafür folgten die Gladiatorenkämpfe.
Im Jahre 393 hat der oströmische Kaiser Theodosius die Olympischen Spiele verboten, doch das einfache Volk betrieb den Ringkampf weiter. Das Interesse am Ringen bei den Völkern brach nie ab, es nahm im Laufe der Jahrhunderte sogar immer mehr zu.
Alle speziellen Grifftechniken blieben erhalten und wurden bis in die Neuzeit weiterentwickelt und verbreiteten sich in Richtung Norden und Osten. So entstanden nationale Ringkampfarten in England in Tirol, in der Schweiz, in der Türkei, in Georgien, und bei vielen verschiedenen kleineren Völkern im Kaukasus. In Deutschland lebte der Ringkampf erst im 14. Jahrhundert wieder auf.
Kampfkunst in Asien
In wie fern der Welteroberer Alexander der Große den Faustkampf nach Indien brachte, ist durch seinen großen Feldzuge nach Indien belegt. Von Makedonien aus, dehnte er seinen Machtbereich immer weiter nach Osten aus. Im Laufe der Zeit vermischten sich die dort neu erlernten Kampftechniken mit verschiedenen Stilen indischer Yoga-Praktiken. Die tatsächlichen Anfänge asiatischer Kampfkünste liegen überwiegend im Dunkel der Geschichte verborgen. Wie so oft in der Geschichte konkurrieren hier Mythen mit Legenden und wechseln sich ab.
ein indischer Mönch, der um 440 bis um 528 nach Chr., lebte, soll den Buddhismus und die Kampfkunst nach China gebracht haben. Er war der Sohn des Königs Sughanda, dessen Reich im Süden Indiens lag. Er wurde von seiner Geburt an Mitglied einer örtlichen Kriegerkaste und in den dortigen Kampfkünsten ausgebildet. Später, gab er seinen Status als Prinz auf, folgte seiner Berufung und wurde Wandermönch. Um 480 verließ er Indien und begab sich auf eine Pilger Wanderung über den Himalaja und gelangte so nach China.
Laut Überlieferung soll er im Süden des Landes und später am Kaiserhof der Liang-Dynastie seine Lehren verbreitet haben. Im berühmten Shaolin-Kloster in Honan gab er sein Wissen aus dem Mahayana-Buddhismus an die Mönche weiter, die zu dieser Zeit noch Taoistischen Traditionen angehörten. Später entwickelte sich in manchen Regionen ein Buddhismus ganz eigener Prägung, eine neue, selbstbetrachtende Form des Buddhismus, der »Chan-Buddhismus«, der später in Japan als »Zen-Buddhismus« bekannt wurde.
Dieses Wandgemälde von den Wänden des Songshan Shaolin-Tempels
zeigt die verschiedenen Trainingsmethoden und Sparring der Mönche
im Tempelhof - von Großmeister Wong Kiew Kit
Um die Mönche auch körperlich zu stärken und sie auf die meditativen Anforderungen des Buddhismus vorzubereiten, übte er sie spontan in gymnastischen Bewegungen und später in bekannten Kampf-Boxtechniken. Die Mönche erfuhren über die Zeit die Kombination aus Meditationspraktiken des indischen Buddhismus und körperlich-mentalen Übungen. Später wurden aus diesen einfachen Körperübungen hochkomplexe und vielseitige Techniken entwickelt, die die gesamte Kampfkunst in ihrer weiteren Entwicklung im wesentlich prägen sollte.
Es war der Beginn der verschiedenen Kung-Fu Tierstile, wie z. B. die Schlange, der Tiger und der Kranich. Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus diesen einfachen Mönchsboxtechniken, die heute bekannten asiatischen Kampfkunststile, die mit ihren körperertüchtigenden Übungen und Atemtechniken, zur Stärkung von Körper und Geist beitragen sollen.
Bodhidarma verbreitete nicht nur neue Philosophische Aspekte, er legte die Samen einiger verschiedener chinesischer Kampfkünste. Er gilt als eine Art Reformer des Buddhismus und nimmt einen entsprechenden Stellenwert in der örtlichen Verehrung ein.
Die Wurzeln asiatischer Kampfsysteme
Über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren hinweg konnten sich Kampfkünste entwickeln, von denen neue kulturelle Impulse ausgingen die viele weitere unterschiedliche Kampfkunstschulen hervorbrachte. Die wichtigste Etappe war das Entstehen einer Kampfkunst, die nicht nur einem ganzheitlichen Anspruch genügte sondern auch spirituelle Aspekte miteinander vereinte.
Bodhidharma brachte die neue Richtung des Mahayana-Buddhismus nach China, welcher sich später als Chan-Buddhismus in diesem mächtigen Land verbreitete. Der Buddhismus gelangte so nach Indochina und in alle Regionen und Länder Südostasiens sowie auf die dortigen Inseln nach Korea, Japan und Taiwan, wobei er in Japan im Anfang des 12. Jahrhunderts unter dem Namen Zen-Buddhismus eine neue Ausprägung erfuhr.
Da die Erde rund ist, können sich die Dinge mit der Zeit - das wäre wünschenswert - mit Freude und Leichtigkeit wiederbegegnen, ergänzen und weiterentwickeln. Der Buddhismus und die Kampf-künste sind ein Beispiel dafür, sie haben im 20. Jahrhundert eine erneute Blüte und Interpretation im Westen gefunden. Chinesische, japanische, koreanische und vietnamesische Schulen erlangten in jüngerer Zeit vermehrt Einfluss in die westliche Kultur.
Die Entwicklung japanischer Kampfkünste
Heute finden sich in fast allen asiatischen Ländern traditionelle Kampfkulturen. Jedes Land hat sicherlich über die Jahrhunderte, eigene Ideen, Techniken, spezielle Formen und unterschiedliche Kampfstile entwickelt. Die japanische Kultur, Religion, als auch die Kampfkünste und Kriegskunst, sind von Erkenntnissen chinesischer Kulturgelehrter wie Laotse, Konfuzius, dem Buddhismus und verschiedener Kriegsherren beeinflusst worden.
Die Kampfkünste in Japan werden als »Budo« bezeichnet. Der Name setzt sich aus den beiden Silben Bu – »Kampf, Krieg- oder Militär« und Do - »Weg« zusammen und bedeutet: »Der Weg des Kampfes«. Als Budo bezeichnet man alle japanischen Kampf-künste, welche zusätzlich eine innere Do-Lehre, eine konkrete Philosophie beinhalteten.
Die »Samurai« (Dienender Beschützender), oder im Westen auch als japanische Ritter bezeichnet, waren Mitglieder des Krieger-standes, leicht Gerüstete, wendige und leichtfüßige Fuß- und Pferdesoldaten. Sie kämpften mit ihren Schwertern, konnten sich aber auch ohne Waffen hervorragend verteidigen.
In Kriegszeiten sprach man vom »Bujutsu«. Es war der Oberbegriff für sämtliche Kampflehren. Für die Samurai aus dem damaligen Japan stand Effizienz und Effektivität im Mittelpunkt, es zählte nur das Ergebnis eines siegreichen Kampfes, da buchstäblich ihr Leben davon abhing.
Im Gegensatz zu den traditionellen Bujutsu-Kriegskünsten, stand außer den speziellen Kampftechniken, die »innere Dō-Lehre, der Weg« worin die Philosophie enthalten war. Hierbei steht der Prozess des inneren Lernens und der Persönlichkeitsentwicklung an erster Stelle. Im übertragenen Sinn ging es als Methode um die eigene innere Selbstverwirklichung und Selbstkontrolle. Das Budō, als Synonym für Kampf-Kunst, verkörpert eine auf das Innere des Übenden abzielende Tätigkeit. Ein Teil des Budo besteht aus körperlicher Arbeit und Fitness. Der andere Teil steht für die Entwicklung der emotional-mentalen Eigenschaften, Vertrauen zu sich selbst aufbauen, innerer Harmonie und Ausgeglichenheit finden.
Wie so oft in den asiatischen Kulturen und ihren Künsten
liegt auch im Budō der Sinn eher im »Tun« als im Ergebnis
Die ersten Budō-Systeme sind in der vergleichsweise friedlichen Edo-Periode, des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, wie viele Do - Dao oder TAO - Künste, auch unter dem wachsenden Einfluss des Zen-Buddhismus entstanden. Der Kampf oder die Kriegskunst war nur ein Teil des Da-Seins. Die Samurai mussten nun keine Kriege mehr führen, sie verfügten über die Zeit für sich selbst und konnten mit der Beschäftigung und Präzision der Kampfkunst, im Sinne der Selbstschulung beginnen. Die Konzentration vom reinen kriegerischen Kampf konnte sich nun auf die inneren Werte verlagern.
Fotografie von Felice Beato
Verschiedene japanische Kampfkünste
Hier alle japanischen Kampfkünste mit und ohne Waffen, die in der Samurai-Zeit (ab dem 11. Jahrhundert) entstanden sind.
- Aikido
- Bujinkan
- Iaido - die Kunst des Schwertziehens
- Jiu Jitsu
- Judo
- Karate
- Kendo, Kyudo
- Sumo
- Shorinji Kempo
Ich möchte hier nur über einige der oben genannten Kampfkünste näher berichten.
Entwicklung der Kampfkunst Aikido
Die Kampfkunst Aikido hat ihren Ursprung im Budo. Aikidō ist eine betont defensive japanische Kampfkunst., deren ethische Grund-agen darauf abzielen, den Gegner nicht zu verletzen. Sie ist die Kunst der Selbstverteidigung, die ohne Leistungsdenken und Wett-kampf auskommt. Der Großmeister Ueshiba Morihei, entwickelte sie am Anfang des 20. Jahrhunderts, als eine Art Synthese unterschiedlicher Budō-Disziplinen. Die Bedeutung des Begriffs Aikido setzt sich aus 3 japanischen Silben zusammen: ai steht für »Harmonie«, ki für »körperliche und geistige Kraft zur Bewegung« und do bedeutet »Weg der Erkenntnis und geistigen Reife«.
Aikidō ist wohl eine der friedfertigsten Kampfkünste, in der Regel wird versucht, den Angreifer nicht zu verletzen. Meister Morihei sagt: „Wenn du angegriffen wirst, schließe deinen Gegner ins Herz.“ Der Aikidōka führt den Angreifer in eine Situation, in der sich dieser beruhigen kann. Er wird versuchen dem Angreifer die Chance zu geben, Einsicht zu erlangen und von einem weiteren Angriff abzu-sehen. Dennoch verfügt ein Aikidoka auch über die Möglichkeiten, einen Angreifer erheblich zu schädigen. Meister Morihei sagt dazu: Das Geheimnis von Aikido liegt nicht darin, wie du deine Füße bewegst, sondern wie du deinen Geist bewegst. Ich unterrichte euch nicht nur eine Kampfkunsttechnik, ich unterrichte euch Gewaltlosigkeit.“
Die Vorrausetzung beim Üben von Aikido sind die Grundtechniken des Annehmens eines Angriffs und des Ausweichens. Es wird versucht den Gegner nicht zu verletzen sondern ihn Kampfunfähig zu machen. Ziel ist es, die Angriffskraft abzuleiten, so dass es dem Gegner unmöglich gelingt, seinen Angriff fortzuführen. Dies geschieht insbesondere durch gezielte Wurf- und oder Halte-techniken. Durch die mental friedliche Haltung des Aikidoka entsprechend, geschieht dies ohne Absicht zum Gegenangriff. Aus der reinen Selbstverteidigungshaltung heraus wird durch Einnahme einer vorwiegend günstigen Position dem Gegner gegenüber, dauernde Kontrolle des Kontakts gehalten.
Philosophie
Aikido ist viel mehr als ein reines Körpertraining oder eine Form von Selbstverteidigung. Aikido hat die Aufgabe den Körper zu kräftigen und den Geist zu kultivieren. Die Übungen und Techniken zielen darauf ab, das innere Gleichgewicht und die Harmonie wiederherzustellen - in uns selbst, mit den anderen, der Menschheit und letztlich mit dem Universum. Meister Morihei betont: „Wahres Budō dient nicht dazu, den Gegner zu zerstören; es ist viel besser einen Angreifer geistig zu besiegen, so dass er seinen Angriff gerne aufgibt.“
Als Teilnehmer am russisch-japanischen Krieg erlebte Großmeister Ueshiba Morihei, Kriegsgräuel, Tod und Vernichtung. Er erkannte die Sinnlosigkeit kriegerischen Tuns. Auf seiner persönlichen Entwicklung basierend definierte er die Strategie im Aikidō, dass diese immer und unter allen Umständen der Gewaltfreiheit untergeordnet sei.
Karate
Wie bei allen anderen Kampfkünsten im Budo wird auch beim Karate in erster Linie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit trainiert. kara, was »leer« bedeutet lässt aber auch einen ethischen Anspruch vermuten. Danach soll der Karateka sein Inneres von negativen Gedanken und Gefühlen befreien, um bei allem, was ihm begegnet, angemessen handeln zu können.
Ebenfalls spiegelt sich auch heute noch im Karate-Do die fernöstliche Philosophie wider. Die Endung Do im Wort-zusammenhang »Karate-Do« bedeutet hier: »Der Weg der leeren Hand«. Das heißt im wörtlichen Sinne, dass der Karatekämpfer - der Karateka waffenlos ist, seine Hand ist leer.
Die Ursprünge des Karate reichen bis nach China in das 5. Jahrhundert n. Chr. zurück. Als Sport ist Karate relativ jung. Die Kampfkünste fanden ihren Weg nach Japan, wo aus der traditionellen Kampfkunst ein Kampfsport mit eigenem Regelwerk entstand, deren Geschichte sich bis ins Okinawa des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitet sie sich von dort aus über die gesamte Welt.
Techniken
Beim Karate wird ein großer Wert auf die körperliche Kondition gelegt, die insbesondere Beweglichkeit, Schnellkraft und große Belastbarkeit zum Ziel hat. Der Kern des Trainings wird vor allem durch Schlag-, Stoß-, Tritt- und Blocktechniken sowie Fuß-Fege-techniken charakterisiert. Zur Anwendung kommen auch einige wenige Hebel und Würfe, die nach ausreichender Beherrschung der Grundtechniken ebenfalls gelehrt werden. Im fortgeschrittenen Training werden auch Würgegriffe und Nervenpunkttechniken einstudiert.
Die spezielle Disziplin der »Kata« ist eine Abfolge genau festgelegter Angriffs- und Abwehrtechniken gegen mehrere imaginäre Gegner, die sich aus verschiedenen Richtungen nähern. Beim Karate werden rund 50 Katas voneinander unterschieden. Die Ästhetik im Einklang mit Kampfgeist, Dynamik und Rhythmik werden bei der Ausführung im Besonderen beachtet. Einige Kata wurden über die Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergetragen, sie sind die traditionellen Zeugen des Karate.
Zur Abhärtung der Gliedmaßen, mit dem Ziel des Bruchtests, japanisch »Tameshiwari«, das Zerschlagen von Brettern oder Ziegeln, wird heute nur noch vereinzelt praktiziert. Einige wenige Stile, wie der Okinawan Goju Ryu (hart und weich), ist ein Karate-Stil mit Wurzeln des ursprünglichen chinesischen Boxens des 17. bis 19. Jahrhunderts. Das moderne Karate ist eher sportlich orientiert, es misst dem Wettkampf eine große Bedeutung zu.
Judo
Die Wurzeln des Judo reichen wohl von der späten Asuka-Zeit, im 6. Jahrhundert bis 710, bis in die Nara-Zeit (710–794) zurück. In den damaligen Chroniken Japans, um 712 - 720, gibt es Beschrei-bungen von Ringkämpfen, die alljährlich am Kaiserhof stattfanden, die Sechie-Zumo genannt wurden. Archäologische Funde legen nahe, dass solche Kämpfe bereits vor dem Jahr 500 abgehalten wurden.
Es wird angenommen das sich die ursprüngliche Herkunft des Sumō unter dem chinesischen Shuai Jiao oder dem koreanischen Ssireum Einfluss entwickelte. Beide Länder pflegen eine lange Tradition des Ringkampfes und hatten einen großen kulturellen Einfluss in der Frühgeschichte Japans. Diese mehr oder weniger regellosen Ringkämpfe, endeten oft erst mit dem Tod eines der Kämpfer.
Der Begriff »Judo« wurde allerdings erst 1882 vom japanischen Pädagogen Jigoro Kano geprägt, der als Schöpfer dieses asiatischen Kampfsports gilt. Als junger Japaner aus einer Samurai-Familie, wandte er sich zuerst dem »Jiu Jitsu« zu. Aus dem Kano-Jitsu entwickelte er in den darauffolgenden Jahren unter Ausschluss jeglicher gefährlicher Techniken die weltbekannte sanfte Sportart »Jiu Do«, das heutige Judo, die den Wettkampfsport im heutigen Japan dominiert.
Sensei, Jiu Jitsu- und Judoprofessor Jigorō Kanō
Das Wort Judo bedeutet wörtlich: Ju - »sanft, flexibel und nachgeben« oder »ausweichen« und Do für »Weg oder Grundsatz«. Für die Bedeutung des sanften Nachgebens Ju, gibt es in der Kampfkunst verschiedene Anekdoten, Legenden und Erklärungen. Im Konjaku-Monogatari der japanischen Geschichtensammlung, findet man den Begriff »yawara«, weich im Zusammenhang mit einer Geschichte über das japanische Ringen.
Jigoro Kano gründete 1882 seine eigene Schule, das Kodokan »Haus zum Erlernen des Weges«. Sämtliche kriegerische und tödlich wirkenden Techniken, wie Schläge, Tritte, Stiche, Angriffe zum Verdrehen der Finger-, Bein- und Fußgelenke) verbannte er rigoros aus seinem Trainingsprogramm. Er führte stattdessen Fallübungen ein und erwog die Möglichkeit, im Kampf aufgeben zu können.
Für ihn war der sportliche Zweikampf am Wichtigsten geworden und stand fortan im Mittelpunkt. Im Judo sind Würfe, Hebel, Würger und Festhaltegriffe aus dem Jiu Jitsu übernommen worden. Das Training fand fortan auf Reisstrohmatten, den Tatami statt, wodurch die Verletzungsgefahr erheblich gesenkt wurde.
Jiu Jitsu
Jiu-Jitsu ist ebenfalls eine traditionelle waffenlose Kampfkunst die aus Japan stammt. Jiu Jitsu bedeutet: »sanfte, nachgebende Kunst«. Sie verfügt über das breiteste Spektrum an Fertigkeiten zur Selbstverteidigung. Wie einige andere vorgestellten Kampfkünste, dient auch Jiu Jitsu dazu, die Selbstsicherheit, das Selbst-bwewusstsein und den Charakter des Ausübenden zu stärken. Sie bietet überdies viele Möglichkeiten zur friedlichen Lösung von Konflikten an.
Ursprung und Wurzeln
Über Ursprung und Entstehung des Jiu Jitsu existieren unter-schiedliche Berichte. Die meisten zeigen einen legendenhaften bis mystischen Charakter, deren historischer Wahrheitsgehalt oft schwer nachzuweisen ist. Anzunehmen ist die Vermutung, dass die Wurzeln für diese Kampfkunst wohl in China zu vermuten sind. Die Kampfkunstfähigkeiten einiger Chinesen, die es nach Japan verschlug, haben dort wohl für Aufsehen gesorgt.
Manche von ihnen wurden bei den Samurai aufgenommen und gaben ihr Wissen weiter. Andere Quellen berichten vom regen Kulturaustausch durch Händler und Mönche, wobei es auch zum Austausch von Kampftechniken kam. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam die chinesische Kunst des Kung Fu mit missionierenden Mönchen nach Japan und begegnete dort den traditionellen Techniken des Sumo-Ringens, woraus sich das Jiu Jitsu entwickelt haben soll.
Die ursprünglichen Wurzeln des modernen Jiu-Jitsu sind Aikido und Judo. Sie sind aus traditionellen Kampfkünsten wie Daitō-ryū Aiki-jūjutsu, Kitō-ryū und Tenjin Shinyō-ryū entstanden und beinhalten ihrerseits viele Jiu-Jitsu-Elemente, sowie Karate. Sicherlich gab es in Japan schon lange vorher Formen der unbewaffneten Selbstverteidigung, welche auf dem japanischen Sumo basierten. Schon im 12. Jahrhundert soll ein japanischer General die Schule des »Handkampfes« entwickelt haben.
Um 1650 wurde die wohl erste Form des Jiu Jitsu bekannt, sie soll von dem Chinesen Chin-Gempin nach Japan gebracht worden sein. Er bat um die Aufnahme in den Samurai-Stand und weihte zuerst die Adligen von Edo, im heutigen Tokio, in diese geheimnisvolle Kunst ein. Dem einfachen Volk gegenüber wurde diese Kampfkunst stets streng geheim gehalten.
Die Samurai machten sich die Lehren Gempins zu eigen und versuchten über die Jahrzehnte diese Kampfkunst zu perfektionieren. Bei den meisten der Samurai wurde sie akzeptiert und entwickelte sich so zu einer Kampfkunst der Selbstver-teidigung ohne Waffen, die der Adel mit dem Ziel anwandte, den Gegner kampfunfähig zu machen - oder zu töten. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts war Jiu Jitsu eine der ersten Pflichten eines jeden Samurai und wurde im »Bushido« zu dem sogenannten Ehrenkodex der Samurai ausgewählt.
Mit am Aufbau und an der Entwicklung des Jiu Jitsu waren neben den Samurai Auch die »Ninja«, die Verborgenen, beteiligt. Sie waren hochspezialisierte Einzelkämpfer, des vorindustriellen Japans, die insbesondere als Kundschafter, Spione, Saboteure oder Meuchelmörder ausgebildet und auch dafür eingesetzt wurden. Dort finden wir am Rande, die Kunst des lautlosen Tötens in Perfektion wieder.
Wenn man Liebe hat im Kampf, dann siegt man,
hat man sie bei der Verteidigung, ist man unbezwingbar.
Laotse
Quellen:
Bernhard Scheid: Im Innersten meines Herzens empfinde ich tiefe Scham - Das Alter im Schrifttum des japanischen Mittelalters; Wien: VÖAW: 1996
Bernhard Scheid: Der Weg des Buddhismus nach Japan - Religion in Japan (2001-2010)
Ueshiba Morihei: Das Lehrbuch des Gründers des Aikido; Kristkeitz Verlag: 1997
Adele Westbrook und Oscar Ratti: Aikido und die dynamische Sphäre; Kristkeitz Verlag: 2004
Saulo Ribeiro + Kevin Howell: Das große Buch des Jiu-Jitsu - Alle Griffe, Sweeps und Techniken, die ein Kämpfer beherrschen muss; Riva Verlag: 2016
Adam Kraska: Die Geschichte des Jiu Jitsu – Ursprünge, Entwicklungen und Ausprägungen (Werner Kristkeitz: 2020)